Kann es eine Abschattung der Sonne durch Menschenhand geben?

Kann es eine Abschattung der Sonne durch Menschenhand geben?

Wir lesen es immer wieder: Die Erde wird wärmer und wir müssen gegensteuern. Eine der Möglichkeiten, die wir uns denken könnten, wäre die Sonne abzuschatten, damit wir weniger Strahlung, weniger Energie ebbekommen.

Wir könnten entweder die Sonne ganz abschatten oder auch nur teilweise eine dämpfende Folie dazwischen aufspannen. Die Frage im Folgenden ist: Geht das überhaupt? Und haben wir vielleicht so eine Abschirmung bereits?

Zunächst ein paar Daten:

Daten zur Sonne:
Durchmesser
1.392.700 km
Entfernung zur Erde
149.600.000 km

Daten zur Erde
Durchmesser
12.756 km

Daten zum Mond:
Durchmesser
3.476 km
Entfernung zur Erde
384.400 km

Die Größe am Himmel kann mit dem Winkel zwischen den Außenkanten angegeben werden. Die Formel ist Größe = sin-1(radius/dist)*2

Wir berechnen also: Scheinbarer Durchmesser Sonne in Winkelgrad: 0.524784604
Scheinbarer Durchmesser des Mondes in Winkelgrad: 0.518108242

Auf Grund der Ähnlichkeit gibt es Sonnenfinsternisse, mal Ringförmig, mal vollständig (denn der Mond eiert um die Erde) und immer über einem kleinen Gebiet auf der Erde. Wir wissen also, wie wir die Sonne verdecken könnten - wir versuchen es in Gedanken.

Der Mond ist jedoch in einer Erdumlaufbahn, die Verdeckung würde nicht über der Sonne bleiben. So wie die Sonnenfinsternis nur ein paar Minuten dauert, wäre die Verschattung auch schnell vorbei.

Umkreisen wir die Erde dichter, dann wird die Umlaufzeit geringer und die Verschattung auch kürzer: Die ISS umrundet z.B. die Erde in ca. 93 Minuten bei 400 km Bahnhöhe. Aber selbst hinter der Umlaufbahn des Mondes muß die Verschattung uns umkreisen, sonst fällt sie einfach auf die Erde oder den Mond. Im Grunde ist jede Bahn um die Erde ungeeignet.

Um dauerhaft die Sonne zu verschatten, brauchen wir eine Position, die zwischen Sonne und Erde liegt, und zwar so, daß unser Segel nicht zur Seite wegdriftet, also weder um Sonne noch um Mond kreist. Diese festen Positionen nennt man Lagrange-Punkte nach dem Forscher, der sie berechnet hat. Es gibt pro Paar Himmelskörper, die sich umkreisen, fünf Gebiete, wo sich die Anziehungskräfte und die Fliehkräfte gerade aufheben. Eines davon nennt sich L1 und ist genau zwischen Beiden, also da, wo wir die Verschattungsanlage aufbauen wollen.

Der Punkt L1 zwischen Sonne und Erde ist 148.110.000 km von der Sonne entfernt, also 1.490.000 km von der Erde. Bei einem scheinbaren Durchmesser von 0,524784604° ergibt sich ein erforderlicher Durchmesser von 27.294 km. Das entspricht einer Fläche von 585.096.056 km². Eigentlich müßten wir noch den Erddurchmesser addieren, aber das sparen wir uns.

Wir nehmen eine möglichst dünne Folie - https://pe-folie.eu/folien-gewichte/ bietet 100 m² Folie der Dicke 50 µm, die wiegen 2,78 kg. Frischhaltefolie hat ca. 14 µm Dicke. Nehmen wir davon ein Drittel, sind wir ungefähr bei 5 µm oder 0,278 g.

1 km² sind 1 000 000 m², die ganze Folie auf einem km² wiegt also 2,78 t. Das ganze Projekt, wenn wir nur hauchdünne Folie nutzen, wiegt 1.626.567.036 Tonnen.

Die größte Rakete, die wir haben, ist die Saturn V, die kann 133 t befördern, da brauchen wir 12.229.827 von, um die Last ins All zu bringen. Bei den Starts sind jeweils in den nahen Ortschaft die Fensterscheiben kaputtgegangen, es ist ziemlich schwer, die heimlich zu starten. Zudem haben wir uns mit dieser Rakete gerade ein Mal 17 Missionen leisten können, mit dem Budget der USA.

Wir können also getrost davon ausgehen, daß wir nicht so eine Abschirmung haben. Selbst wenn wir um den Faktor Eintausend effizienter wären, als was ich gerechnet habe, könnten wir das Segel zum Verschatten nicht aufspannen, und beim Faktor eine Million effizienter wäre es immer noch fast unmöglich.